Trump goes 1984 - Copyright ist Geschichte

Invasion war gestern, Inklusion ist heute

Es beginnt – wie so oft – mit einem Nebensatz. Dahingesagt, weggenuschelt, fast beiläufig. Doch diesmal war es nicht irgendein Satz. Es war ein Satz, der ein Jahrhundertgesetz mit einem Schulterzucken begräbt. Auf offener Bühne. Im besten Trump-Stil.

„China macht das auch nicht.“

Und zack – urheberrechtlicher Totalschaden. Donald Trump, jetzt endlich angekommen im Invasions- bzw. Präsidentenmodus und ganz auf KI-Weltmacht gebürstet, präsentiert seinen „AI Action Plan“. Und während er sich verbal durch Silicon Valley, Sinophobie und Superlative hangelt, löst er mal eben das Urheberrecht auf wie Zucker im Eistee. Was zählt, ist Effizienz. Und die Erkenntnis, dass Bildung im Weg steht. Genauso wie Rechte Einzelner. Nicht auf Unversehrtheit, Gerechtigkeit und schon gar nicht auf irgendwelches Eigentum Also weg damit.

 

Symphonien ohne Mäzene, Kultur ohne Schutz

Das Urheberrecht war nie sexy. Aber es war da. Wie ein alter Bibliothekar, der für Ordnung sorgte, während draußen schon das Daten-Krawallorchester spielte. Jetzt wird auch er gekündigt. Denn Trump will, dass KI lernt – und zwar alles. Kostenlos. Möglichst schnell. Und bitte ohne nervige Autoren oder Verlage, die sich für ihre Werke interessieren.

Dass das britische „Statute of Anne“ von 1710 genau diesen Schutz als Grundpfeiler für Bildung und Kultur sah? Für Trump irrelevant. Denn Bildung, das hat er oft gezeigt, ist ihm ungefähr so sympathisch wie Windräder oder veganes Essen. Columbia? Harvard? Finanzierungsstopp. Copyright? Störfaktor. Künstler*innen? Wähler*innen aus dem Feindeslager.

 

Der Algorithmus kennt kein Gewissen

Technisch gesehen war das Urheberrecht schon immer ein zahnloser Tiger im Cyberspace. Crawler und Scraper saugen alles auf, was sie finden. Texte, Bilder, Videos. Für ChatGPT, Llama, Gemini & Co. ist das der Morgengrauen-Smoothie: Weltliteratur, Wikipedia, Schattenbibliotheken, alles in den Mixer. Pürieren, trainieren, monetarisieren.

Was bisher half, war ein „Bitte nicht füttern“-Schild am Zaun der Inhalte. Wirklich geholfen hat es nie. Und so überrascht es kaum, dass Trump das Copyright nicht mal mehr erwähnt. Stattdessen vergleicht er KIs mit Schülern – süß, wenn es nicht so bizarr wäre. Denn dieser Schüler produziert anschließend Millionentexte und Milliardenentscheidungen.

 

Ein Präsident für Plattformen

Trump steht auf der Seite der Big Techs. Sam Altman, Mark Zuckerberg, Sundar Pichai – alles Gäste in seiner virtuellen Air Force One. Und während er Shira Perlmutter, die oberste Urheberrechtschefin der USA, entlässt (einen Tag nachdem sie Elon Musk widerspricht), jubeln die Plattformen. Die Gerichte auch: Erste Urteile fallen pro KI – contra Copyright.

Legal? Umstritten. Moralisch? Fraglich. Aber effizient. Und das zählt im neuen digitalen Manchester-Kapitalismus.

 

Fair Use oder Unfair Use?

In der Praxis wird es wild. Schattenbibliotheken werden kriminalisiert, gescannte Bücher legalisiert. Hauptsache, es funktioniert. Hauptsache, die Daten fließen. Und Trump? Der erklärt das kurzerhand zum Normalzustand. Fair Use für alle. Also: für alle, die sich einen KI-Rechner im Tesla-Format leisten können.

Und Europa? Steht wie beim Trade Deal staunend daneben. und fragt sich, was hier gerade passiert Denn auch wenn Trump offiziell nur in den USA regiert, seine Dekrete haben globale Wirkung. KI-Modelle ignorieren Grenzen. Und die Daten, mit denen sie trainiert werden, stammen oft aus Europa. Urheberrechte hin oder her. Internationales Recht? World Copyright Treaty? Für Trump ist das eher Folklore. Globalisierung war gestern. America First reicht. Oder wie es der Joker so treffend ausdrückte: Batman has no jurisdiction.

Was bleibt? Eine Leerstelle. Eine Leerstelle in der Idee von geistigem Eigentum. Denn wenn alles Wissen zum kostenlosen Trainingsfutter wird, wer erschafft dann Neues? Und warum? Vielleicht ist das Ziel ja gar nicht mehr die Erschaffung, sondern die endlose Reproduktion. KI als Remixmaschine. Vergangenheit auf Repeat.

Vielleicht wird „menschengemacht“ bald wieder ein Gütesiegel. So wie „handgemacht“ auf dem Wochenmarkt. Weil man sich wieder nach Echtheit sehnt, nach Werk, nicht nur nach Output.

Oder, um es im Trump-Modus zu sagen:

„You don’t need copyright. You just need China. And a good AI.“

Mensch vs. Maschine. Runde 12. No bell saving us this time…