
Über Angst, Haß und die guten alten Zeiten
Ein nicht gerade schöner und dennoch wichtiger Gedanke zum Sonntag über die Welt, die in eine Situation abgleitet, die wir zuletzt vor fast genau 100 Jahren erlebt haben.
Als ich 1985 als Austauschschüler aus Deutschland in Amerika war, wurde ich fast täglich gefragt, wie unser gesamtes Land in den Faschismus abgleiten konnte – entweder in stiller Resignation oder mit euphorischer Unterstützung. Heute können Amerika und die ganze Welt live und in Farbe mitverfolgen, wie leicht und schnell das passieren kann: Durch Aggression, Ignoranz gegenüber Ethik, Moral und Gesetzen, Propaganda und pure Machtgier gemischt mit Gier. Und ganz speziell durch die Verbreitung von Angst. Ein tödlicher Cocktail, der die Massen mit einer Bedrohung ihrer Existenz erschreckt und sie dazu aufhetzt, den designierten Feind gnadenlos zu verfolgen.
Dies ist keineswegs eine Form von „Ich hab’s Euch gesagt“-Befriedigung, ganz im Gegenteil. In Deutschland ist die Mehrheit (abgesehen von der rechten Szene, die dieselbe giftige Botschaft verbreitet) entsetzt darüber, wie Derartiges in der heutigen aufgeklärten Zeit wieder passieren kann. Aber genau hier liegt die Antwort: Die Zeiten sind wieder instabil, es drohen militärische Konflikte, Rezession und Handelskriege, ob real oder virtuell. Der Sündenbock ist der Einwanderer, der „woke“ Liberale, der Demokrat, eine andere Nation.
Die Botschaft, die von sozialen Medien und Agitatoren verbreitet wird, ist Wut und Zorn. Das Setting ein mittelalterlicher Marktplatz, auf dem der lauteste und beste Agitator das Volk gegen den Sündenbock aufhetzt. Das Heilmittel für alle ängstlich/zornige Menschen ist das totalitäre System. Ein abgeschlossenes Biotop, in dem Zuchjt und Ordnung herrschen und die guten Zeiten künstlich aufrecht erhalten werden, wie in der Truman Show. Eine Welt, die den Menschen geistige Führung und Trost spendet, indem es sie zu etwas Besonderem macht, Die den von Parteiführern ausgewählten Staatsfeind entfremdet und damit Sicherheit schafft, indem es das Land nicht nur militärisch aufrüstet, sondern auch die Bevölkerung militarisiert.
Das trieb die Verlierer der Gesellschaft dazu, sich bereitwillig zu brutalen Schlägertrupps des NW-Regiems zu machen. Und diese Menschen sind es, die heute die Drecksarbeit für die Musks, Trumps, Putins, Orbans und Farrages erledigen werden.
Was Amerika und bald auch Europa betrifft, wären wir gut beraten, uns das Projekt 2025 und den dahinter stehenden Think-Tank, das Bannon-Netzwerk und seine Verbündeten in Europa, sehr genau anzusehen – denn wir sind das nächste Ziel.
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